Mit vielem hat Bürgermeister
Rüdiger Eisenbrand gerechnet - damit nicht. Er wurde ganz blass, als Maik
"Scholle" Scholkowsky vom Thüringer Privatsender Landeswelle ihm
die Stadt-Aufgabe im Rahmen der "Bürgermeisterschaften" stellte.
Bis 16 Uhr sollten sich die Apoldaer ein Musical ausdenken und uraufführen.
"Glock auf! Ich will den Glöckner von Apolda sehen." Das war um
7.13 Uhr. Zwar hatte sich schon ein ganzer Stab von Mitarbeitern um den
Fachbereichsleiter Stefan Zimmermann geschart - so richtig los ging es aber
erst jetzt.
Obwohl fieberhaft gearbeitet wurde,
verging der Vormittag viel zu schnell. Mit Pfarrer Felix Leibrock, mit der
vom Theater regie-erfahrenen Erika Block und mit dem AFC-Humoristen Lothar
Trübner hatte sich rasch ein Autorenkollektiv für das Drehbuch gefunden.
Auch die Faschingsfreunde Gramont unterstützten das Vorbereitungsteam, das
im Stadthaus sein Hauptquartier bezogen hatte. Und während die Schreiber
noch über Handlungsfaden und Musik grübelten, wurde die Nachbildung der
Kölner Domglocke auf den Markt gerollt. Der "decke Pitter" aus
Styropor, der selbst stolze 1,5 Tonnen auf die Waage bringt, sollte die
Kulisse für den Chor des Musicals bilden. Mit Lutz Mädefessel am Steuer
rollte ein Lautsprecherwagen durch die Stadt, um schon zur Probe ab 14 Uhr
möglichst viele Apoldaer als Statisten auf den Marktplatz zu bringen.
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Zwischenzeitlich sickerten die ersten Ideen
durch: Der Bürgermeister wird vom Balkon des Rathauses abgeseilt. Im Stück
spielt Karl Lagerfeld mit. Und so weiter. Die Generalprobe bei Regenwetter
fand nur wenig Zuschauer, dann strömten reichlich 300 Apoldaer auf den Markt.
Sie sahen die
Welturaufführung des "Glöckners von Apolda". Sparsame Texte
umrissen die Handlung, die Tönsmänner übernahmen den musikalischen Part.
Esmeralda, gespielt von Diana Landgraf-Hauschel, die von Scholle mit
Hartnäckigkeit als "Hansche" angekündigt wurde, kommt als junge
Strickerin zu David, dem Strickermann (Thomas Burkhardt), um in die Lehre zu
gehen. Viele verlieben sich in die Schöne, so Napoleon (Rüdiger Eisenbrand),
der abgewiesen wird, weil Esmeralda nur Gramont liebt. Auch Lagerfeld (Mario
Schiege) blitzt ab. "Wer unsere Pullover nicht liebt, den kann ich auch
nicht lieben." Letztlich wird Esmeralda von David bedrängt. Dessen
Geselle Quasimodo (Joachim Treiber), im Nebenberuf Glöckner des Rathauses,
rettet sie . . . Happy-End und Vorhang.
Stürmischer Beifall war den
Akteuren sicher und so mancher hat gestaunt, wie schnell Kostüme, Requisiten
und Bühnenbild parat waren. Auch das Team des Radiosenders war baff und
geizte nicht mit Lob.
Thüringer Allgemeine, Klaus
JÄGER, 23.08.2007
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