Lily - Kein Problem, Herr Kommissar!

 

Aufführungsrechte: VVB Vertriebsstelle und Verlag GmbH, Buchweizenkoppel 19, 22844 Norderstedt 

Spielzeit 02/2020 bis ....

...Corona für die nächsten zwei Jahre keine Aufführungen mehr ermöglichte

 

Jack Popplewell (1911-1996) wuchs in Leeds (England) auf und trat als Schriftsteller erstmals 1940 in Erscheinung. Bekannt wurde er mit seinem Evergreen "If I should fall in Love again" - auch in den USA. 1953 wandte sich Popplewell der Dramatik zu. Nach "Blind Alley" folgte "Dear Delinquent" ("Brave Diebe", AAT 2005/2006) und sein bekanntestes Stück "Busybody" (Keine Leiche ohne Lily" AAT: 2021).

 

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen eine vergnügliche Aufführung mit dem neuen Programm "Kein Problem Herr Kommissar",

Ihr Amateurtheater

 

 

BESETZUNG       

Lily Piper Helga Schnetter
Amy Watson, ihre Nichte Dianas Thein
Kommissar Harry Baxter Joachim Treiber
Inspektor Goddard Mario Schiege
Detective Reynolds Romy Eichhorn
Mr. George Hamilton Andre Weinberger
Mr. Alan Brewster Martin Vollrath
Mr. Bill Collins Mario Schiege
Mrs. Diane Andrews Ilka Müller
Lilian Baxter Romy Eichhorn
Mr. Francesco Spenalzo er selbst
 

 

Spielleitung Lukas Reuter
Inspizienz / Bühne Mario Schiege
Souffleuse Andrea Minner
Maske Ilka Müller / Diana Thein

Ton/Musik/Licht

Andreas Pfuch

 

 

Bilder, aufgenommen während der Generalprobe

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Rezensionen und Kritiken

 

 

Amateurtheater mit Spielfreude und pointierten Dialogen

Dirk Lorenz-Bauer

24.01.2020, 20:28

Apolda.  Wer die Qualität des Apoldaer Amateurtheaters kennt, weiß: Aufführungsabende sind Hochgenuss. Nun startet neu: „Kein Problem, Herr Kommissar!“.

Die erfahrenen Schauspieler Joachim Treiber, alias Kommissar Harry Baxter, und Lily Piper, wunderbar verkörpert durch Helga Schnetter, im neuen Stück „Kein Problem, Herr Kommissar!" von Jack Popplewell. Bis Ende April wird die Kriminalkomödie an diversen Wochenenden in Apoldas Schloss aufgeführt. Foto: Dirk Lorenz-Bauer

Ein Dutzend Darsteller umfasst das Personaltableau für das Kriminalstück „Kein Problem, Herr Kommissar!“, mit dem das Apoldaer Amateurtheater (AAT) am Samstagabend im Schlosssaal Premiere feiert. Mit dabei sein werden in Apolda weithin bekannte Schauspieler wie Joachim Treiber, Mario Schiege, Helga Schnetter, Martin Vollrath.

Das Stück des englischen Schriftstellers und Stückeschreibers Jack Popplewell hatte Spielleiter Lukas Reuter ausgewählt. Es wurde ein wenig an die Bedürfnisse des AAT angepasst, weshalb es eine zusätzliche Rolle gibt. Mehr mochte Reuter auf Nachfrage nicht preisgeben, um den Spannungsbogen noch etwas zu halten. Dass man das Stück, das in den 1970er-Jahren angesiedelt ist, etwas anpasste, hat mit der hiesigen Gepflogenheit zu tun, möglichst alle im Ensemble am Spiel zu beteiligen.

Apropos: Die langjährige Spielleiterin Erika Block hat den Staffelstab längst an ihre fähigen Nachfolger übergeben. Sie steht bei Bedarf aber nach wie vor mit ihrem Rat und ihrer Erfahrung zur Verfügung.

Indes, die Aufführung eines Popplewell-Stücks gibt es beim AAT nicht zum ersten Mal. Bereits Mitte der 2000er-Jahre reüssierten die Schauspieler mit „Brave Diebe“, 2012 folgte „Keine Leiche ohne Lilly“ und nun starte man mit einem weiteren seiner populären Stücke durch. Zum Inhalt soll, auf Bitten der Theaterleute, vorher noch nicht so viel verraten werden. Kein Problem. Die Generalprobe am Freitagabend jedenfalls lässt schon mal auf ganz wunderbare Aufführungswochenenden hoffen, die bis zum 26. April reichen. Alle sind restlos ausverkauft!

Mit dem Stück werden keine weltbewegenden Botschaften transportiert. Vielmehr geht es abwechslungsreich, pointiert und lustig zu. Ein Genuss ist das! Das sei schon verraten.

Die über Jahre hinweg konstante Qualität der Aufführungen ist dem Talent der Charakterdarsteller geschuldet und dem unermüdlichen Proben zu verdanken. So begannen die Proben fürs neue Stück im Frühjahr 2019 und damit quasi parallel zum damals noch laufenden Stück „Hokuspokus“ von Curt Goetz. Und was unterscheidet die Schauspieler des AAT von Profis? Im Prinzip nichts, außer der Tatsache, dass diese mit ihrer Kunst ihren Lebensunterhalt verdienen, meint Lukas Reuter selbstbewusst. Dass er damit recht hat, das möchte man angesichts dessen, was da wieder mit großer Leidenschaft und Können auf die Kleinstadtbühne gezaubert wurde, gar nicht anzweifeln.

Auch die Kostüme, die Kulissen und die in jeder Szene spürbare Spielfreude bestätigen einmal mehr: Wer eine Karte ergattern konnte, Glückspilz sei er genannt.

Thüringer Allgemeine vom 24.01.2020

 

Apolda reißt sich um sein Amateurtheater

Heitere Aufführungen lange im voraus ausverkauft – so auch bei der aktuaellen Krimikomödie

Von Michael Helbíng

Apolda. In der ersten Pause gibt's an diesem Abend Premierengeschenke: fürs Publikum! Spielleiter Lukas Reuter geht mit einer Kiste Whisky-Fläschchen reihum, Ablehnen gilt nicht. Denn wie sagte Lily Piper, Hausmeistergattin und Putzfrau, soeben auf der Bühne, als sie gebeten wurde, die Lieferung einer Kiste Whisky zu empfangen: „Das wären dann ja wohl die ersten Getränke, die ich nicht annehme.“ Die Frau stolpert manchmal über die blöde Treppe, ist aber kaum auf den Mund gefallen. Lieber fährt sie anderen über denselben. Hochprozentiges ist eines ihrer Laster, Krimis auch. Ein weiteres: unverblümte, ziemlich distanzlose Neugier. „Die scheint“, heißt es, „über alles und jeden hier im Haus Bescheid zu wissen.“ Derart ausgestattet, wird sie binnen einer Woche im August einen Kriminalfall aufklären, in den sie selbst ein wenig verstrickt ist. Gleichsam als leicht naive, aber durchaus nicht unbedarfte Stiefschwester Miss Marples ruft sie: „Kein Problem, Herr Kommissarl“

Das iın Deutschen so betitelte Stück von 1975 stammt aus der Feder des Engländers Iack Popplewell, der mit solide gebauten Kriminalkomödien vor allen im Boulevardtheater und später im Fernsehen reüssierte - und seit 2005 beim Apoldaer Amateurtheater. Es spielt zum dritten Mal einen Popplewell.

In vergangenen Jahren standen häufiger Komödien von Curt Goetz auf dem Spielplan, aber auch von Oscar Wilde und George Bernhard Shaw. Die Truppe will, liest man iın Intemet, „stets heitere, aber nie seichte Unterhaltung bieten“. Das hat sich in der Stadt längst herumgesprochen. Die insgesamt zwölf bis Ende April angesetzten Vorstellungen im 100 Plätze fassenden Saal des Schlosses waren lange vor der Premiere ausverkauft. An einem Sonntagmorgen Anfang Dezember bildete sich, drei Stunden vor Beginn des Kartenverkaufes, eine lange Schlange vor dem „Buchladen“ in der Innenstadt, so als hätte sich mindestens Roland Kaiser angekündigt. Einen Tag später schon war das letzte Kärtchen weg. Das Publikum verspricht sich vom Amateuıtheater munteren Zeitvertreib. Und den bekommt es: mit einem Ausflug in die Ästhetik der Siebzigerjahre, als zum Beispiel, das wird eine Rolle spielen, Telefone mit Konferenzschaltung der allerneueste Technikschrei waren,

Das Ganze spielt im obersten Stockwerk eines Londoner Bürohauses, wo eine Firma, bei der Lily putzt, mit zunächst noch vier Teilhabern ihren Sitz hat. Der oder die erste von ihnen wird nicht einmal das erste von sieben Bildern überleben. Und Lily wischt die Sauerei auf dem Sehreibtisch unvermittelt weg, bevor ııoch die Polizei vor Ort ist.

Das Amateurtheater hat das Stück hier und dort gerafft, umgeschrieben, etwas abgestaubt und überhaupt an seine Bedürfnisse angepasst. Sie spielen zum Teil in schrillen, quietschbunten, scheußllich-schönen Kleidern und Anzügen, die in einigem Kontrast zu der doch einigermaßen nüchternen Spielweise stehen.

Es beginnt noch recht verhalten, fast etwas behäbig. Aber es nimmt allmählich Fahrt auf und kommt in Fluss. Ein wenig mehr überzeichnet könnten die Figuren schon sein, so wie es zwei der acht Darsteller vormachen: Diana Thein als Amy, die ziemlich aufgedrehte Nichte Lilys und nicht die hellste Kerze auf der Torte, und Mario Schiege als Inspektor Goddard, der einen lustig verschämten Flirt mit Amy wagt, die ohnehin in ihn verschossen ist. Joachim Treibers leicht vertrottelter Kommissar Baxter holt sich ein unbeabsichtigtes Veilchen von Lily ab, die ihn sonst vor allem nervt. Helga Schnetter bleibt als Lily vor allem die Ruhe selbst, auch bei kleinen Texthängern. Insgesamt vielleicht eiln bisschen zu ruhig, hat sie doch hübsche Momente hinterlistig trockenen Humors. Die Aufführung giıfelt im krachend lustigen Theater-im-Theater-Finale, in dem zwei Morde mit verteilten und verwirrend vertauschten Rollen nachgespielt ınd aufgeklärt werden.

Lukas Reuter hat hier, nach vielen Iahren unter Erika Block, erstmals die Spielleitung übernommen. Der Ingenieur für Wasserwirtschaft stolperte einst eher zufällig ins Amateurtheather, erst zur Technik, dann auf die Bühne. Weitere Ingenieure, ein Lehrer, eine Kindergärtnerin, ein Möbelbauer und eine Schülerin gehören unter anderem zum Ensemble. Fin Stück wie dieses hier könnten sie, ginge es nach den Apoldaern, doppelt so oft spielen. Aber das ist zeitlich nicht zu leisten.

Dies hier ist gewiss nicht der Ort, an dem Tlieater neu erfunden wird. Hier pflegen sie, wie auch andernorts in Thüringen, seit über zwanzig Iahren eine Spieltradition und übernehmen eine verbindende Funktion im Kulturleben einer kleinen Stadt. Amateur- oder Laientheater, sprach Brecht 1952, hätten im Grunde dieselbe Verpflichtung wie Berufstheater: „nämlich dem Publikum das Bestmögliehe zu geben.“

Dem folgen sie in Apolda zweifellos.

Thüringer Allgemeine, Rubrik „Kultur & Freizeit“, 28.01.2020